In der Charlottenburger Gustav-Adolf-Kirche an der Herschelstraße unweit des S- und U‑Bahnhofes Jungfernheide wurde am Nachmittag des 18.November 2012 mit dem Gemeindepädagogen Oliver Neick die erste Pfarrstelle wiederbesetzt. Nach fast einem Jahr Vakanzvertretung durch Pfarrer Ulrich Hutter-Wolandt von der Trinitatiskirche konnte die Gemeinde endlich einen Nacholger für die langjährige Gemeindepfarrerin Caterina Freudenberg erhalten, die heute Vertretungs- und Begleitdienste für Gemeinden im Übrgang im Sprengel Berlin versieht. Nachdem auch der Ruhestandspfarrer Jürgen Wehrmann aus dem Pfarrhaus ausgezogen war und dieses saniert werden konnte, scheint die Gemeinde in einem Neuorierungsprozess – nachdem sie lange Zeit durch Pfrn. Freudenberg stark feministisch geprägt wurde.
Kirche in einer Minderheitssituation
Der von Superintendent Carsten Bolz neueingeführte Pfr. Neick hat eine mehr praktisch-orientierte Ausbildung als Gemeindepädagoge, eine Zeit kirchlicher Jugendarbeit in Steglitz und Wilmersdorf, ein Vikariat in Wannsee und einen Entsendungsdienst in Kyritz hinter sich. Der 37jährige ist in Rostock aufgewachsen, kennt also Kirche in einer Minderheitssituation, und ist verheiratet und hat drei Kinder. Er wird von Anfang an seinen Dienst alleine zu versehen haben (anders als Pfrn. Freudenberg). Dabei wirken bisherige Mitarbeiterinnen und Älteste natürlich weiter mit, wozu eine Diakonin und ein KiTa-Team gehören. Alleine kann und soll er ja nicht wirken, aber es hängst viel in einer nach wie vor „Pastorenkirche“ von seinem Engagement und seinen Fähigkeiten ab. Dazu sind natürlich seelsorgerliche bis hin zu Führungskompetenzen gefordert.
Es gibt eben auch so etwas wie Kirchenpolitik, Bestrebungen, die die kirchlichen Anliegen im Inneren und nach Außen regeln sollen und müssen. Um ihre Aufgaben zu erfüllen und im Kiez zu wirken, sollte und muss die Gemeindeleitung offen und im Gespräch sein. Dazu braucht sie Hilfe und Partner.
Es bleibt abzuwarten, wie sie den durch die Pfarreinführung sich ergebenen Neustart der seit 1932 existierenden Gemeinde nutzt. Für die Bezirkspolitik sind eigentlich solche Gemeinschaften gewissermaßen als Kristallisationspunkte im und für den Stadtteil von großer Bedeutung. Dem entsprach allerdings das völlige Desinteresse und Fehlen von Menschen außerhalb der Kirchengemeinde. Der evangelische Kirchenkreis Charlottenburg war im Wesentlichen durch etwa die Hälfte aus der Pfarrerschaft, die sich den Nachmittag dafür frei hielten, und kaum mit Mitarbeitern oder aus anderen Gemeinden kommenden Menschen vertreten.
Längerfristig nicht immer auf Inszenierung
Die mit über 1000 Plätzen zu den größten Kirchen Berlins gehörende, nach dem im sog. Dreißigjährigen Krieg (des 17.Jhs.) konfessionell so wichtigen schwedischen König benannte Kirche war so nur etwa zu einem Drittel besetzt, und das anschließende Zusammensein im hinteren Bereich ging ohne Ansprachen relativ schnell zu ende. Wie die Predigt war dies ein eher tastender Neubeginn, was aber nicht gleich als ein schlechtes Vorzeichen gedeutet werden braucht. Es kommt längerfristig nicht immer auf Inszenierung an, auch wenn darin die Ev. Kirche einen qualitativen Nachholbedarf hätte. Entscheidend sind die Kontinuität und neue Impulse für die Menschen, das Evangelium als ein tragendes Politikum begreifen zu lernen.
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